Trachtenvorstellung im Rathaus am 22.07.2025

In der Festwoche des Schäferlaufs fand am vergangenen Dienstagabend im Rathaus von Bad Urach die nun schon traditionelle Trachtenvorstellung anlässlich des Uracher Schäferlaufs statt. 

Die Ortsgruppe Bad Urach des Schwäbischen Albvereins hatte in Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Urach Trachtenpaare aus Bad Urach (Metzgerpaar und Schäferreigenpaar) eingeladen. Aus Römerstein-Donnstetten und aus Betzingen kamen weitere Trachtenpaare dazu. Eugen Kramer, der seitherige Uracher Albvereinsvorsitzende, moderierte den Abend und stellte die einzelnen Trachten an den Paaren vor. 

Es begann mit einer Einführung in die Trachtenforschung in unserer Gegend, die teilweise in die Barockzeit um 1750-1780, sowie die Zeit von 1820-1830 führte. Fündig wurde man dabei in den „Inventar- und Inventurlisten, sowie den „Beibringungsverzeichnissen“ aus diesen Zeiten, die den gesamten einzubringenden Hausrat mit Möbeln, jedoch auch der gesamten Kleidung bei Heirat durch amtliche Personen aufgezeichnet wurden, die nach Zeilen und Umfang bezahlt werden mussten. 

Trachten sind ein wertvolles Kulturgut. Sie sind der Spiegel von Geschichten, der Gesellschaft, Herkunft und des täglichen Lebens – ein absolut spannendes Gebiet.

Der Reigen begann mit der Vorstellung der Metzgertracht, die als Zunfttracht in unserer Gegend gilt. Das Rot des Mieders beim Metzgermädchen und der Weste, bzw. der Jacke des jungen Metzgers, deutet darauf hin, dass sie beide noch ledig und zu haben sind. Die weiteren Besonderheiten wurden im Anschluss erläutert. Weiter ging es mit den Trachten des Schäferreigens, schwarze Mieder, blaue und rote Röcke mit Silberborten, weiße, geblümte Schürzen und eine schwarze Haube im „Spiegel“ (Rückseite der Haube) mit Goldfäden besticktem Lebensbaum. Die jungen Männer tragen weiße Hemden, schwarze bestickte Fliege, rote Tuchweste mit 7 Knöpfen, weiße Kniestrümpfe, blaue, bzw. gelbe Kniebundhose, Schwarze oder dunkelblaue Samtjacke, sowie mit Kunstpelz verbrämte blaue und rote Mützen. Dazu gehört die Schäferschippe. Die Stadtfarben „blau, weiß, rot“ stehen Pate für die Schäferreigentracht, die jedoch nicht  historisch ist.

Bild von Safia Rapp

Es folgte nun die Tracht aus Donnstetten. Auf dem Kopf trägt die verheiratete Frau die schwarze Rollenhaube mit schwarzen Moireebändern, weißes Hemd (Bez. für Bluse) entweder rotes oder schwarzes Mieder, lilakarierter Rock (evang.) als „Leibleshäs“ i. d. R. weiße oder blaue Schürze. Als Schmuck ein Granatnuster oder Granatbroschen, auch auf der Brust drapierte Goldketten mit kleinen Steinen. Die Männer tragen die dunkelrote Plüschkappe, schwarze Leder-Kniebundhosen, weißes Hemd, rote oder schwarze Tuchweste. Auch eine Alltagstracht der Männer mit dem, an der Schulter bestickten Blauhemd, war vertreten.

Die Donnstetter Tracht kann auf dem Ölbild von Kunstmaler Karl Krauss von 1935 im oberen Foyer des Rathauses angeschaut werden. 

Nun folgten die Betzinger Trachten, die noch in ihrer Ausformung an die Barockzeit erinnern, weil sehr farbig gestaltet. Zu sehen war das „Leibleshäs“ der Frau für den Alltag in etwas einfacherer Ausführung. Weiter ging es mit der Tracht des ledigen Mädchens, hauptsächlich in den Farben rot, grün und dunkelblau mit Goldborte am Saum des Rocks, weißem Hemd und weißer Schürze. Auf dem Kopf kleine Haube in lila-weiß mit schwarzen Bändern.

Der dazugehörige Mann trägt eine  helle Hirschlederbundhose, rote Weste, weißes Leinenhemd mit Silberspange am Hals, auf dem Kopf ist die schwarze Schmerkappe aus Leder.

Weiter gings mit der Tracht des verheirateten Paars, welches insgesamt viel dunkler gehalten wird, vor allem bei der Frau. Der Mann trägt die lange weiße Leinenhose, schwarze Weste mit Silberknöpfen, Silberspange als Abschluss am Hemdenkragen, schwarze Schmerkappe aus Leder und den weißen, leinenen Kirchenmantel.

Die mit viel blauen Bändern versehende Kirchentracht für den Sonntag, goldener Borte am Rocksaum, schön gearbeitetem Goller über die Schulter und dunkelblauer Schürze, schwarzweißer kleiner Haube, machte ebenfalls Eindruck. 

Den Schluss zierte eine Betzinger Männertracht des verheirateten Mannes mit schwarzer Weste, heller Kniebundhose, aus einem Stück Leder genäht, schwarze Kniestrümpfe, dunkelblauer Kirchenmantel und schwarzer Dreispitzhut und schwarzes Halstuch.

Es machte Spaß und Freude, bei der Vorstellung des wertvollen und interessanten Kulturgutes dabei zu sein und zuzuhören, ja auch im Dialog mit den Trachtenträgerinnen und Trachtenträgern zu sein und diesem zu folgen. 

Mit Dank und der Übergabe von Blumensträußen in den Stadtfarben, sowie den Weingaben an die Männer, endete die interessante Trachtenschau.

 

E.K. 28.07.2025